04.11.2025 - 11:35 Uhr

DAK sieht Pflegesystem am Kipppunkt

Die Krankenkasse DAK-Gesundheit sieht das Pflegesystem in Deutschland "am Kipppunkt".

In einer am Dienstag veröffentlichten Allensbach-Umfrage im Auftrag der Kasse bewerteten zwei Drittel der Bevölkerung die Versorgung derzeit als nicht oder gar nicht gut. 46 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung innerhalb der nächsten zehn Jahre. Die Finanzierung wird als größtes Problem genannt. 70 Prozent der Befragten nennen an erster Stelle die hohen Kosten für Pflegebedürftige und ihre Familien bei stationärer Pflege. Es folgen mit 68 Prozent der Personalmangel und fehlende Pflegekräfte. 64 Prozent sehen eine nachhaltige Finanzierung des gesamten Pflegesystems als besonders dringlich an. Ebenso viele Befragte haben Zweifel, im Falle einer Pflegebedürftigkeit in ihrer Region eine gute qualitative Unterstützung zu erhalten. 87 Prozent sehen es als wichtigstes Ziel, die Pflege für alle Menschen bezahlbar zu machen. 79 Prozent erwarten eine langfristige Sicherung der Finanzierung. Für 73 Prozent ist die Deckelung der Pflegeheimplatzkosten wichtig, während 71 Prozent sich eine Vereinfachung des Leistungssystems wünschen. Die große Mehrheit (83 Prozent) der Befragten erlebt es als ungerecht, nach langjähriger Einzahlung in die Pflegeversicherung bei Pflegebedarf nicht ausreichend abgesichert zu sein. Genauso viele sind überzeugt, dass die Pflege für viele Menschen schlicht nicht mehr bezahlbar ist. Knapp drei Viertel fürchten, durch die Kosten überfordert zu werden, sollten sie selbst pflegedürftig werden. Fast genauso viele Menschen setzen Pflege mit einem Armutsrisiko für Pflegebedürftige und ihre Familien gleich. "Wir stehen in der Pflege an einem Kipppunkt", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Das Vertrauen der Menschen in das Pflegesystem sei äußerst gering und drohe wegzubrechen. "Viele Menschen nehmen das System als schlecht, ungerecht und überfordernd wahr." Um die Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung auf ein zukunftssicheres Fundament zu stellen, sieht die Mehrheit der Bürger den Staat in der Pflicht: 56 Prozent finden, es sollten staatliche Zuschüsse oder Steuermittel eingesetzt werden, um die Absicherung von Pflegebedürftigen sicherzustellen. 47 Prozent halten eine Beitragserhöhung für vermögende oder gutverdienende Menschen für den richtigen Weg. Fast ebenso viele (46 Prozent) finden, Vermögende sollten im Pflegefall stärker an den Pflegekosten beteiligt werden. Allerdings spricht sich die Mehrheit in puncto Heimkosten klar für Vermögensschutz aus: Den Einsatz des eigenen Vermögens, um Kosten für stationäre Pflege zu decken, halten nur 27 Prozent für richtig. Fast zwei Drittel sind dagegen, das eigene Haus im Bedarfsfall verkaufen zu müssen. Ein klares Meinungsbild gibt es auch zur Überlegung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe, eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung einzuführen: Nur eine Minderheit (21 Prozent) befürwortet dies.