Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat bekräftigt, dass er eine Musterung aller jungen Männer für unabdingbar hält, um Deutschland verteidigungsfähig zu machen.
Damit tritt er der Idee von Unterhändlern aus den Bundestagsfraktionen von Union und SPD entgegen, wonach man über die zu Musternden per Los entscheiden könne. "Aus militärischer Sicht ist es entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang gemustert wird", sagte Deutschlands oberster Soldat dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Nur so wissen wir, wer zur Verfügung steht und auf wen wir im Verteidigungsfall, den wir verhindern wollen, zugreifen könnten. Das verschafft uns die personellen Reserven und die Flexibilität, die wir brauchen." Erst nachzumustern, wenn es darauf ankommt, würde in einer Krisensituation zu lange dauern.
Breuer sagte, dass heute niemand mit Gewissheit sagen könne, wie die Bedrohungslage in den nächsten Jahren aussehe. Deshalb sei "ein verlässliches Aufwuchspotenzial" unerlässlich - "also die Möglichkeit, unsere Truppen bei Bedarf schnell zu verstärken".
Zu einem möglichen Losverfahren vor der Musterung sagte Breuer: "Wir sollten uns in unseren Handlungsmöglichkeiten nicht selbst einschränken." Die Möglichkeit eines Losverfahrens nach der Musterung mit dem Ziel, aus dem Pool der Tauglichen die erforderliche Zahl der Rekruten zu gewinnen, wenn sich freiwillig nicht genug melden, kommentierte er mit den Worten: "Ein Modell, wonach diejenigen zuerst einberufen werden, die besonders qualifiziert und motiviert sind, birgt für die militärische Ausbildung entscheidende Vorteile."
Dabei stellte Breuer klar: "Wir setzen in erster Linie auf Freiwilligkeit. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass wir einen Wehrdienst haben, der sinnstiftend und attraktiv ist. Jedem Wehrdienstleistenden soll die Sinnhaftigkeit seines Dienstes bewusst sein. Die jungen Männer und Frauen sollen aus ihrer Ausbildung positive Erfahrungen mit ihrer Zeit bei der Bundeswehr verbinden. Die Ausbildung muss sinnvoll und fordernd sein."
Erst wenn die Zahl der Freiwilligen nicht ausreiche und eine verpflichtende Einberufung durch Kabinett und Bundestag beschlossen werde, "würden wir diejenigen heranziehen, die besonders qualifiziert und motiviert sind. Dabei orientieren wir uns am jeweiligen Bedarf. Wenn wir zum Beispiel zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders IT-Spezialisten benötigen, würden wir gezielt auf diese zugehen - und nicht nach dem Zufallsprinzip Personal heranziehen, welches dann mit viel mehr Aufwand ausgebildet werden müsste."
Die Bundeswehr braucht nach eigenen Angaben 260.000 statt wie derzeit 180.000 aktive Soldaten sowie 200.000 Reservisten, um den Anforderungen der Nato gerecht werden zu können.