24.05.2025 - 00:00 Uhr

US-Ökonom Stiglitz befürchtet umgekehrten Braindrain

Der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz warnt vor den ökonomischen Folgen von Donald Trumps Angriffen auf Harvard und andere Universitäten.

Der Versuch der US-Regierung, Harvard die Aufnahme ausländischer Studenten zu verbieten, sei "ein echter Angriff auf unsere Universitäten", sagte Stiglitz dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Einen so brutalen Angriff auf die grundlegenden Institutionen unserer Gesellschaft, auf unsere Universitäten, wie derzeit gab es noch nie", fügte er hinzu. Trump versuche, die US-Universitäten zu unterwerfen, warnte Stiglitz. "Indem Trump Harvard angreift, will er zeigen, dass er die prominenteste Universität der USA zerstören kann." Die Forderungen der Regierung hätten die akademische Freiheit und die Autonomie der Universität völlig untergraben. "Harvard hat zu Recht Widerstand geleistet." Stiglitz befürchtet nun einen "umgekehrten Braindrain": die Abwanderung von US-Wissenschaftlern nach Europa. "Mit Beschränkungen der akademischen Freiheit, die die Trump-Regierung offenbar durchsetzen will, kann in der Wissenschaft nichts gedeihen", sagte er. Dadurch drohe den USA großer wirtschaftlicher Schaden: "Unsere Technologieführerschaft basiert auf unseren Universitäten - sowohl durch die Ausbildung, die sie anbieten, als auch durch die Forschung, die dort stattfindet", so der Ökonom. "Unsere Universitäten zu schwächen, heißt, den Vereinigten Staaten ins Knie zu schießen." Trump mache zwar das Handelsdefizit zu einer zentralen Säule seiner Agenda, übersehe aber den enormen Wert der Wissenschaft und Bildungsdienstleistungen, die die USA ins Ausland verkauften. "Mit seinem Vorgehen gegen Harvard hat er nun offiziell verkündet, dass wir aus diesem Geschäft aussteigen", kritisierte Stiglitz. "Das wird das Handelsdefizit in Wahrheit massiv verschlimmern." Auch auf die Columbia University in New York, an der Stiglitz Wirtschaft lehrt, übe Trump Druck aus, beklagte der Nobelpreisträger. "Wir haben am Donnerstag erfahren, dass er Columbia einer Verletzung der Bürgerrechte beschuldigt", so Stiglitz. "Sie soll nicht genug getan haben, um jüdische Studenten zu schützen." Obwohl er seit 25 Jahren dort unterrichte und selbst jüdisch sei, habe er an der Columbia nie Diskriminierung erlebt, so der Ökonom. Zwar komme es im Rahmen der freien Meinungsäußerung dazu, dass "einige Studenten Dinge sagen, die unbequem oder unangenehm sind", sagte er. Aber wenn es zu explizit antisemitischen Vorfällen komme, gehe die Universität dagegen vor.