Ein Zollkrieg zwischen Europa und den USA würde die deutsche Wirtschaft stark belasten und erhebliche regionale Verwerfungen auslösen.
Das ist das Ergebnis einer Ökonomenstudie um den Wiener Wirtschaftsprofessor Gabriel Felbermayr für die Stiftung Familienunternehmen, über die der "Spiegel" berichtet. In der Untersuchung werden verschiedene Szenarien des europäisch-amerikanischen Handelskonflikts analysiert.
Eine Eskalation des Streits würde die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik demnach langfristig um etwa 0,2 Prozent reduzieren. In den USA wären die Einbußen mit gut 0,1 Prozent etwas geringer. In diesem Szenario würden beide Seiten ihre Waren und Dienstleistungen mit hohen Importzöllen oder Steuern belegen. Besonders groß wären die Wohlfahrtsverluste in jenen Städten und Regionen Deutschlands, in denen die Wirtschaft stark vom Export in die USA abhängig ist, wie etwa in Bremen oder Leipzig.
Noch größer sind die Unterschiede, wenn nur die Effekte bei der Erzeugung von Gütern betrachtet werden. So würde die Produktion in Hamburg und Darmstadt um rund vier Milliarden Euro pro Jahr einbrechen. In Köln lägen die Verluste sogar bei knapp fünf Milliarden Euro. In Städten wie Trier, Chemnitz oder Dresden wären dagegen lediglich Rückgänge im Wert von wenigen hundert Millionen Euro zu verbuchen.
Würden sich Washington und Brüssel im Zuge ihrer laufenden Verhandlungen auf einen umfassenden Handelsdeal einigen, könnte die Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik dagegen um rund 0,6 Prozent zulegen. Dieses Plus würde sich laut Studie ebenfalls höchst "ungleich über die unterschiedlichen Regionen des Landes verteilen".
So könnte beispielsweise Bremen mit einem Zugewinn von 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung rechnen, etwa doppelt so viel wie der Durchschnitt der Bundesrepublik. Ähnlich groß wären die Zuwächse in Leipzig oder Freiburg sowie in einzelnen Regionen Ostdeutschlands. Die Europäische Union solle deshalb auf den Abschluss eines Abkommens mit den USA zielen, bei dem beide Seiten ihre gegenseitigen Handelsbarrieren abbauen, raten die Studienautoren. Ein Deal sei "um ein Vielfaches besser" als eine Eskalation des Handelskonflikts.