Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Benjamin Graumann, beklagt, dass Juden in Europa in "schwindelerregender Geschwindigkeit" erkennen müssten, dass Antisemitismus seit dem Massaker der Terrorgruppe Hamas am 7.
Oktober 2023 Hochkonjunktur habe.
Juden würden zur Jagd freigegeben, schreibt Graumann in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstagsausgabe) im Blick auf antisemitische Übergriffe in Österreich, Spanien, Griechenland und Italien. Die allermeisten Juden in Deutschland beschäftigten sich intensiv mit der Frage, ob "unsere Kinder noch eine Zukunft in Europa haben". Europäische Universitäten seien mittlerweile zu "Hotspots für Judenhasser" geworden. Rechtsextreme und linksextreme Parteien, deren einziges verbindendes Element der Judenhass sei, seien im Aufwind.
Doch es gebe einen vermeintlichen Ausweg für Juden: die öffentliche Distanzierung von Israel. Allein der Gedanke daran, dass sich Juden ihre Freiheit von Judenhass erst "erkaufen" müssten, indem sie sich von Israel lossagten, zeige, wie perfide diese Argumentation sei. "In Wirklichkeit offenbart die Situation in Europa deutlich, wie sehr wir Israel gerade jetzt brauchen. Israel ist unser schützendes Dach, unter das wir fliehen können, wenn die Situation weiter eskaliert." Unter dem Deckmantel der Israelkritik werde jede Form von Judenhass legitimiert. Immer noch werde behauptet, man dürfe Israel ja gar nicht kritisieren, dabei werde kein Land so obsessiv kritisiert wie Israel. "Nicht die Kritik an Israel ist tabu, sondern die Kritik an der Israelkritik", so Graumann.